Das lässt aufhorchen, fahren doch im Schnitt tatsächlich 2300 Fahrzeuge im Sommer und 800 Fahrzeuge im Winter durch das Dörfchen Andermatt, gemäss dem kommunalen Verkehrskonzept 2018 der Gemeinde Andermatt.  Wo ist die Schmerzgrenze?

Das sind im Schnitt ca. alle 30 Sekunden ein Motorfahrzeug! Gäste und Ferienwohnungsbesitzer staunen schon lange, warum Andermatt dies nicht in den Griff bekommt. Jetzt liegt das neue kommunale Verkehrskonzept zur Vernehmlassung bis am 20. August 2018 auf. Es hat jedoch einen Wermutstropfen, keine Verbindlichkeit und den langfristigen Betrachtungszeitraum von 15-20 Jahren!

Jetzt wehren sich die Gewerbetreibenden an der Gotthardstrasse im Dorfkern. Es wurden bei fünfundzwanzig Gewerbebetrieben nachgefragt, wie ihre Meinung zur Verkehrssicherheit der Fussgänger im Sommer und im Winter ist.  Zweiundzwanzig Betriebe sind der Meinung, dass man Sofortmassnahmen einleiten muss, da es mit den zunehmenden Autos, Bussen und Fussgänger eine gefährliche Mischung gibt. Lediglich drei Betriebe finden, dass kein Handlungsbedarf besteht.

Rückblick:
1987 , vor gut 30 Jahren wurden erstmals Stimmen vom Gewerbe laut, dass Andermatt autofrei werden soll.
2008 , vor 10 Jahren, wurde das erste kommunale Verkehrskonzept der Gemeinde Andermatt aufgrund der Strassenbelastung im Dorfkern mit einem Massnahmenkatalog erarbeitet. Realisiert hat man davon lediglich Tempo 30 zwischen Kreisel Oberalpstrasse und Gemsstockbahn, Einbahnverkehr für Lastwagen und Cars auf dieser Strecke und Festlegung der Parkplatzflächen und Parkverbote. Die restlichen Massnahmen wie zb. Fussgängerzone im Winter, wurden auf die lange Bank geschoben.

Jetzt liegt auf der Gemeindekanzlei Andermatt das neue kommunale Verkehrskonzept bis am 20. August 2018 zur Vernehmlassung auf. Dieses wurde im Jahr 2017, aufgrund der zwischenzeitlichen Entwicklung mit einer schrittweisen Realisierung des Tourismusresorts Andermatt und dem Ausbau der Skiinfrastrukturen aktualisiert und überarbeitet.
Das neue kommunale Verkehrskonzept beschreibt fünf Teilkonzepte: den motorisierten Verkehr, den ruhender Verkehr, den öffentlicher Busverkehr, den Fussverkehr und den Veloverkehr. Zeithorizont für die Umsetzung: 15-20 Jahre!!

IST- Zustand 2018 : Unhaltbare Zustände, Gestank, Lärm, Feinstaub und gefährliche Verkehrssituationen für Fussgänger, Kinder, Postkutsche, Velos, alte Leute und Gewerbebetriebe an der Gotthardstrasse im Dorfkern.
Die Frage steht im Raum: was will Andermatt? Freie Fahrt für den motorisierter Verkehr mit all seinen Vor- und Nachteilen – oder einen Dorfkern zum erholen – flanieren, Café trinken und shoppen?
Zweiundzwanzig Gewerbebetriebe an der Gotthardstrasse sind mit der Situation nicht zufrieden und haben folgende Forderung an die Gemeindebehörden in Andermatt eingereicht:
Sofortmassnahme:  Im Sommer und im Winter Einbahnverkehr für alle Motorfahrzeuge auf der Gotthardstrasse durch das Dorf Andermatt, sowie den Reise- Busverkehr so gut wie möglich eindämmen.

Es sei vermerkt: Es besteht faktisch ein Fahrverbot für LKW’s und Cars (nur für Zubringer im Einbahnverkehr für Hotel, Gastro und Handel). In der Praxis sieht es ganz anders aus. Mehrmals fahren täglich grosse Cars ins Zentrum, halten mitten auf der Strasse an, veranstalten mit den aus- oder einsteigenden Passagieren ein Chaos. Postautos fahren beidseitig durch das Dorf Andermatt.

Der Verkehr und die Lärmemissionen der übermotorisierten Fahrzeuge ist zunehmend und die Gemeindepräsidentin und die Gemeinderäte sind gefordert zu handeln. In der unmittelbaren Nachbarschaft entsteht Andermatt Reuss mit Einkaufsmöglichkeiten, Hotels und einer autofreien Innenzone. Andermatt Swiss Alps ist sehr aktiv, damit das Dorf Reuss mit Einkaufsmöglichkeiten belebt wird. Das kann eine Chance für den historischen Dorfkern Andermatt sein – oder auch nicht.

In Zukunft wird der Tourismus ein noch wichtiger Arbeitgeber in der Region sein. Das heisst, dass auch Strukturanpassungen für unsere Gäste geschaffen werden müssen. Werden zum Beispiel die Zweitwohnungsbesitzer als zunehmend wichtiger Pfeiler wahrgenommen?
Weitsicht und Führung der Gemeinde in eine neue Zeitepoche ist zwingend. Von einer Vollamtlichen Gemeindepräsidentin wird erwartet, dass Sie die strategische Führung auch wahrnimmt. Andermatt ist nicht mehr nur der Ort wo viele Schweizer einmal Militärdienst geleistet haben. Andermatt wächst und ein Miteinander der Einheimischen Bevölkerung mit den Gästen ist unumgänglich.

Anmerkung der Bergstimme: Die Gemeinde Andermatt hat es in der Hand mit der Gestaltung des historischen Dorfkerns etwas ganz besonderes zu werden. Die Zeit war schon vor 30 Jahren reif. Die Gemeinde hat damals die Teilnahme an einer Nationalfonds Studie abgelehnt. Ascona, Davos, Gstaad und einige weitere haben davon profitiert und ein ihnen angepasstes Verkehrskonzept realisiert. Die Gemeindepräsidentin an erster Stelle ist gefordert, sofort Strategien zu schaffen damit  unserer Gemeinde in Zukunft eine lebens- liebens- und begehrenswerte Gemeinde wird, für Einheimische und Gäste.

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