Nicht nur für die Städte, sondern gerade auch für die kleineren Gemeinden ist es sehr bedeutsam, eigene Vorstellungen zur gewünschten und nicht gewünschten künftigen Entwicklung zu haben. Darauf basierend lassen sich strategische und räumliche Schwerpunkte setzen. Die begrenzten Mittel (Zeit, Geld und Know-how) können so gezielt und nachvollziehbar eingesetzt werden.
Eine konkrete Vorstellung über die langfristige Entwicklung der Gemeinde zu haben bedeutet, gedanklich und planerisch immer einen Schritt voraus zu sein. Einmalige Entwicklungsgelegenheiten und Synergien können dadurch genutzt werden. In Prozessen mit Eigentümern, Investoren und Fachstellen ist die Gemeindebehörde zudem ein starker Verhandlungspartner und in einer vorteilhaften Position, um die Entwicklung in die Richtung der definierten Ziele zu lenken.
Diese Aussagen waren Kern- Thema einer Tagung unter dem Titel: “Innenentwicklung in kleinen und mittleren Gemeinden”, welche, angeleitet durch die Professur für Raumentwicklung der ETH Zürich, am Ende Juni letzten Jahres stattfand.

Andermatt im Umbruch

Für das Dorf Andermatt treffen diese Aussagen besonders zu, weil die Andermatt Swiss Alps AG im Begriff ist, „das charmante Bergdorf Andermatt zu einer einzigartigen, hochklassigen Ganzjahresdestination zu entwickeln“. Siehe Gotthard Residences. 
Zusätzlich wird das neue Feriendorf Andermatt Reuss im Endausbau sechs Hotels im 4- und 5-Sterne-Bereich, rund 500 Apartments in 42 Gebäuden, 28 Chalets, Kongresseinrichtungen sowie eine Schwimmhalle und einen 18-Loch-Golfplatz umfassen. Zudem werden die Skigebiete Andermatt und Sedrun zur attraktiven SkiArena Andermatt-Sedrun zusammengeführt.

Starke Tourismusorganisation

Folgerichtig wurde für die Touristischen Anforderungen eine starke Tourismusorganisation aufgebaut, welche momentan ihre Strategie bezüglich der Ferienregion Gurtnellen bis Realp am Überarbeiten ist.

 

Hundertprozent- Stelle für das Gemeindepräsidium

Auch die Gemeinde reagierte damals auf diese Entwicklung. 2009 sagten die Andermatter an der Gemeindeversammlung Ja zum 100-Prozent-Pensum für das Präsidium. Am 1. Januar 2011 trat der erste vollamtliche Gemeindepräsident des Kantons Uri sein Amt an.
Die „Urner Zeitung“ berichtete in der Ausgabe vom 06. April 2016: Während der Gemeindepräsident fortan das Tagesgeschäft erledigte, konnte sich der Rest des Rats auf strategische Überlegungen beschränken. Ausserdem sei die Gemeinde unternehmerischer geworden, führt Nager aus…
«Ohne vollamtlichen Gemeindepräsidenten wäre Andermatt heute nicht da, wo es ist.» Nager betont: «Ich bin nicht professioneller als ein Gemeindepräsident, der das in der Freizeit tut. Aber wir haben Strukturen geschaffen, die es ermöglichen, schneller Entscheide herbeizuführen und effizienter zu arbeiten.»
Im Juli 2016 wurde die damalige Vizepräsidentin, Yvonne Baumann, als Nachfolgerin von Roger Nager zur neuen Gemeindepräsidentin gewählt. Zur Ersatzwahl ist es gekommen, weil der amtierende Gemeindepräsident von Andermatt, Roger Nager, im April neu in die Urner Regierung gewählt worden war. Nager war 2011 bis 2016 vollamtlicher Gemeindepräsident von Andermatt. Die Amtsperiode von Yvonne Baumann dauert noch bis Ende 2018. Dann finden Neu- Wahlen statt.

 

Die Wahlen Ende 2018, eine Chance zur Neuausrichtung

Jetzige Gemeindepräsidentin Yvonne Baumann. Bildquelle Urnerwochenblatt

Höchste Zeit also, auf die letzten dreieinhalb Jahre Rückschau zu halten und Fragen zu stellen. Fragen, die sich der Gemeinderat auch längst schon selber gestellt haben müsste.
Sind die damals geschaffenen Strukturen noch aktuell? Passt zu diesen, auf Nagers Profil massgeschneiderten Strukturen, überhaupt das Profil der amtierenden Gemeindepräsidentin? Braucht es wirklich noch einen vollamtlichen Gemeindepräsidenten zur Erledigung des Tagesgeschäfts? Was ist denn das Tagesgeschäft heute, im Vergleich vor vier Jahren? Hat es sich nicht grundlegend verändert? Könnte es nicht an die Verwaltung delegiert werden? Was würde dies für die Verwaltung bedeuten?

Welches sind denn die aktuellen strategischen Überlegungen, auf die sich der Rest des Rats beschränk? Ergibt sich nicht die Notwendigkeit, den Fokus der strategischen Überlegungen wieder vermehrt auf die Gemeinde zu richten? Sind nicht hier die aktuellen „Baustellen“ zu suchen? Sollte nicht der gesamte Gemeinderat vorwiegend die strategische Führung besetzten und die Verwaltung demnach mit weitergehenden Kompetenzen auf der operativen Ebene ausgerüstet und aufgerüstet werden?

Bergstimme fragt

Das bestehende Modell mag sich ja seit dem Jahr 2011 bewährt haben, aber ist es nicht an der Zeit, dieses Modell zu überprüfen? Welche Vor- und Nachteile hat dieses System heute, wo das Tourismusresort sichtbar Konturen und Strukturen erhalten hat, die Skiarena Andermatt- Sedrun der Vollendung entgegen schreitet und die Verhandlungen mit dem Investor fast abgeschlossen sind? Taugt das Modell noch in der Praxis?

Dafür steht Bergstimme ein

Andermatt braucht ein, auf die heutigen Bedürfnisse zugeschnittenes Modell. Denkbar wäre ein Geschäftsführer- Modell, bei dem der Gemeindeschreiber mit mehr Kompetenzen gestärkt, als Geschäftsführer das Tagesgeschäft der Gemeinde führt.
Der Gemeinderat hat in der Vergangenheit mehrmals in Aussicht gestellt, über die zukünftige Führung und deren Gemeindeorganisation zu informieren. An der letzten offenen Dorfgemeinde wurde dem Souverän versprochen, an der kommenden Dorfgemeinde vom 24. Mai dazu eine Aussage zu machen.
Der Souverän erwartet vom Gemeinderat eine Aussage zu den Gemeinderatswahlen und dem künftigen Führungsmodell, welches nicht erst in vier oder zwei Jahren angepasst werden soll, sondern umgehend angegangen werden muss.
Zurück zum Gemeinderat im Nebenamt und vorwärts zum Geschäftsführermodell muss die Devise sein. Und dies nicht erst in zwei Jahren, sondern bereits im Jahr 2019.