Fünf wollen, vier können: In Andermatt kommt es erneut zu Kampfwahlen für den Gemeinderat. Die Ausgangslage ist spannend – und nicht ganz ohne Zündstoff.
Am 27. November wird in Andermatt erneut gewählt. Erst im Juli machte Yvonne Baumann als neue Gemeindepräsidentin das Rennen. Roger Nager war ausserhalb des ordentlichen Turnus wegen seiner Wahl in die Regierung zurückgetreten, das entsprechende Amtsentlassungsgesuch wurde gutgeheissen.
Allerdings war im Sommer ein zweiter Wahlgang nötig, da nach dem ersten niemand das absolute Mehr erreicht hatte. Baumann trat erst im zweiten Wahlgang an.
Nun könnte es erneut zu einem zweiten Wahlgang kommen. Denn für die beiden frei werdenden Sitze bewerben sich drei Personen. «Bei Wahlen mit mehr Kandidaten als Sitzen kann es immer zu zwei Wahlgängen kommen», sagt Gemeindeschreiber Martin Jörg.
Die Kontrahenten schenken sich auch bei den Abstimmungsunterlagen nichts. Die Gemeinde hat kürzlich nach Vorschrift die neutralen Wahlunterlagen mit leeren Wahlzetteln verschickt. Die Kandidaten machen nun in eigener Sache Werbung und stellen den Bürgern vorgedruckte Zettel zu. Bereits ins Haus geflattert sind die Wahlempfehlungen inklusive der vorgedruckten Wahlzettel der beiden «wilden» Kandidaten. Darauf figurieren lediglich zwei Namen: Als neuer Sozialvorsteher wird Jost Meyer vorgeschlagen, als neues Mitglied Isidor Regli. Die restlichen beiden Zeilen für ein weiteres Mitglied sowie den Vizepräsidenten bleiben frei.
Auch bei Parteien bleibt eine Zeile frei
Auch auf Seiten der Parteien (CVP, FDP und SVP), die sich zu einem überparteilichen Wahlgremium zusammengeschlossen haben, wird gleich taktiert. So sind zwar die bisherigen Kandidaten sowie der neue Kandidat Edwin Holzer aufgeführt. Die Zeile des Sozialvorstehers bleibt jedoch frei. Das Wahlgremium der Parteien wolle keinen der beiden «wilden» Kandidaten portieren, heisst es auf Anfrage unserer Zei- tung. Diesen Entscheid habe man aus mehreren Gründen an den Parteiversammlungen getroffen, so Peter Zigerlig, Vertreter der FDP im Wahlgremium.
Nicht ganz einfach ist die Ausgangssituation zudem für Peter Baumann. Der heutige Sozialvorsteher kandidiert für das Amt des Vizepräsidenten. Sollten viele Bürger dieses Ansinnen nicht mitbekommen haben, dürfte es rein rechnerisch eng werden:
Denn falls sich die Stimmen für ihn als Sozialvorsteher und Vizepräsident splitten sollten, wäre er nicht gewählt – schliesslich gilt das absolute Mehr pro Charge.
Die Bürger sind informiert worden
Diese Gefahr sieht Peter Zigerlig nicht. Die Bürger seien mit den Wahlkuverts und auch über die Dorfkästen über sämtliche zur Wahl stehenden Personen informiert worden. «Es liegt nicht an mir, zu kommentieren, ob dieses Wahlprozedere richtig ist oder nicht», sagt er. Es sei jedoch generell schwierig, Leute zu finden, die sich für die Parteien aufstellen lassen möchten.
Trotzdem: Ob der neue Anderrnatter Gemeinderat bereits am 27. November vollständig gewählt sein wird, ist nicht sicher – auch wegen des Wahlprozederes.
Urner Zeitung, Dienstag, 15. November 2016
Florian Amold
florian.amold@umerzeitung.ch
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