Die Andermatterin Aline Danioth startet am Sonntag erstmals an einem WeItcup- Rennen – als zweite Urnerin überhaupt.
Darauf hat Aline Danioth lange gewartet: Gestern konnte sie endlich wieder die Hänge an ihrem geliebten Gemsstock runterkurven. «Ich habe jede Minute genossen“, sagt die 17-jährige Andermatterin.
Zuletzt war ans freie Skifahren auf ihrem Hausberg nicht zu denken. Danioth weilte mit der Europacup-Trainingsgruppe knapp drei Wochen in Norwegen. Dort bestritt sie ihre ersten zwei Riesenslaloms im Europacup – und liess mit den Plätzen 6 und 8 aufhorchen.
Die erfolgreiche Zeit in Norwegen gipfelte am Wochenende in einem Aufgebot von Swiss-Ski: Danioth darf am kommenden Sonntag erstmals im Welt- cup starten, beim Riesenslalom im französischen Courchevel. «Als ich davon erfuhr, konnte ich fast nicht mehr schlafen», sagt die junge Skirennfahre- rin. «Ich freue mich riesig und bin voll motiviert.»
Top 30 als grosses Ziel
Für Aline Danioth geht ein Traum in Erfüllung. Schon als kleines Mädchen setzte sie sich zum Ziel, einmal im Weltcup fahren zu können. Danioth gehört zu den grössten Hoffnungen im Schweizer Skinachwuchs. Sie ist talentiert, leidenschaftlich und ehrgeizig. So hat sie sich für ihren ersten Weltcup-Auftritt viel vorgenommen. Obschon sie in der Startliste voraussichtlich jenseits der ersten 60 stehen wird, will sie unter die Top 30 fahren und sich damit für den zweiten Lauf klassieren. «Als Skirennfahrerin will man immer das Optimum erreichen, obwohl ich weiss, dass ich den perfekten Tag erwischen muss.»
Vater Carlo Danioth bremst derweil die Erwartungen. «Eine Top-30-Platzierung wäre natürlich ein absolutes Highlight. Aber wichtig ist vor allem, dass Aline Weltcup-Luft schnuppern und die ganze Atmosphäre kennen lernen kann», sagt er. «Sie wird sicher nervös sein, wenn sie neben ihren grossen Idolen an den Start geht.» Das Augenmerk in dieser Saison liege weiterhin auf dem Europacup, betont Carlo Danioth.
Die Vorgängerin freut sich
Aline Danioth ist erst die zweite Urnerin, die im Ski-Weltcup starten kann. Von 1968 bis 1971 fuhr die Seedorferin Hedy Wyrsch-Schillig im Weltcup und schaffte es bis unter die besten 15. Das ist über 40 Jahre her. Wyrsch ist heute 66. Sie verfolgt interessiert die Karriere von Aline Danioth und hat sie am Gemsstock schon trainieren gesehen. «Ich freue mich sehr für Aline», sagt sie. «Wenn sie gesund bleibt, hat sie gute Chancen auf eine erfolgreiche Laufbahn.» Wyrsch teilt damit die Meinung von Experten wie Skilegende Bernhard Russi, der Danioth den Sprung an die Weltspitze zutraut. Der letzte Urner Mann im Weltcup war übrigens der Andermatter Speed-Spezialist Michael Bonetti, der 2008 arn Lauberhorn die Abfahrt bestritt. Auf höchstem Niveau konnte er sich aber nie durchsetzen. Sein bestes Resultat war der 20. Platz im Dezember 2006 in Bormio.
Beim Urner Skiverband (USV) ist die Freude über das Aufgebot, das Aline Danioth erhalten hat, dementsprechend gross. «Das sind die Bestätigung und der Lohn für die engagierte Arbeit, die in den Urner Skiklubs geleistet wird“, sagt USV- Präsident Bruno Arnold. Danioth könne speziell für junge Skifahrer zum Idol und Vorbild werden. «Die Kinder und Jugendlichen sehen, was mit viel Fleiss und Talent möglich ist. Das wird sie zusätzlich motivieren», glaubt Arnold.
SVEN AREGGER
sven.aregger@urnerzeitung.eh
Neue Urner Zeitung, Dienstag, 15. Dezember 2005
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