Die Achtergondelbahn Andermatt-Nätschen soll nicht beim Bahnhof, sondern auf dem Kasernenplatz gebaut werden. Ein Projektänderungsgesuch ist gestellt.
Während die neue Sechsersesselbahn am Gurschen schon bald betriebsbereit ist, wird nun bei weiteren Skianlagen die Planung konkret. Im aktuellen Amtsblatt ist ein Projektänderungsgesuch der Andermatt-Sedrun Sport AG (ASS) betreffs der bei den Achtergondelbahnen Andermatt-Nätschen und Nätschen-Gütsch publiziert. Die grösste Änderung betrifft die Talstation in Andermatt. Diese wird nicht wie ursprünglich geplant direkt beim Bahnhof – sozusagen als «Kopf» des künftigen, neuen Bahnhofgebäudes -, sondern unterhalb des Notspitals, auf dem Platz zwischen Zeughaus und Versor- gungsgebäude der Armee, realisiert werden. «Die Idee, die Talstation direkt beim Bahnhof zu bauen, war zwar schön, erwies sich aber als nicht umsetzbar», erklärt Projektleiter Peter Furger auf Anfrage. Das Problem beim ursprünglichen Projekt: Die Gondeln hätten die Gotthardstrasse sowie die Fahrleitung der Matterhorn-Gotthard-Bahn queren müssen. «Ein grosses Stützgerüst und ein 29 Meter hoher Masten wären dazu nötig gewesen», erläutert Peter Furger.
Skiunterführung zu gefährlich
Ein weiteres Problem zeigte sich bei der Skiunterführung direkt zum Bahnhof: «Geplant war die Unterführung mit Tiefpunkt, Gegensteigung sowie einer Kurve: Das Unfallrisiko wäre viel zu gross gewesen. Diese Skiunterführung wäre deshalb absolut nicht tragbar», betont der Projektleiter. Neu soll die Talstation mit einer Personenunterführung erschlossen werden, die von der 2014 erstellten Unterführung abzweigen soll. Dadurch werden die Strasse und die Bahn unterquert – vor dem Zeughaus ist der Aufgang zur Talstation vorgesehen. «Der Bahnhof ist somit an die Talstation angebunden», so Peter Furger. Die Personenunterführung soll ausserdem einen Zugang vom Dorf her erhalten. «Der Vorteil vom neuen Standort der Talstation ist, dass Skifahrer direkt wieder in die Gondeln einsteigen können. Und Gäste, die vom Bahnhof kommen, gelangen via Unterführung ebenfalls rasch zur Gondelbahn», erläutert Peter Furger. Weil die Talstation nicht mehr im Bahnhof geplant ist, wird dort viel Platz frei. Dieser soll für alle Verkaufsstellen der ASS genutzt werden: «Wir wollen sämtliche Billettschalter für die SkiArena, aber auch Shops im Bahnhof unterbringen. In der Talstation selbst ist dann wirklich nur noch das Einsteigen in die Gondeln möglich», erklärt der Projektleiter.
Mittelstation kommt aus der Lawinenzone heraus
Die Verschiebung der Talstation macht eine neue Erschliessungsstrasse zur Soldatenstube und zum Notspital nötig. Sie macht aber noch etwas anderes notwendig: eine Anpassung der Linienführung. Die Achtergondelbahn wird insgesamt etwas kürzer (schräge Länge von rund 1080 Metern statt rund 1200 Metern). Auch sind nur noch sieben anstatt neun Stützen notwendig. Im Weiteren enthält die Projektänderung eine Verschiebung der Bergstation auf dem Nätschen um 60 Meter in Richtung Bahnhof Nätschen. «Dies hat zur Folge, dass die Mittelstation nicht mehr wie ursprünglich geplant in einer Lawinenzone zu stehen kommt. Somit können wir auf einen Lawinendamm in diesem Bereich verzichten.» Die neue Achtergondelbahn soll im End- ausbau pro Stunde 2400 Personen auf den Nätschen befördern. Von dort aus können die Gäste direkt weiter auf den Gütsch gelangen. Denn die Bahn Andermatt-Nätschen sowie die Achtergondelbahn Nätschen-Gütsch werden zusammengekoppelt. «Gäste können direkt von Andermatt auf den Gütsch fahren – auch das ist eine massive Verbesserung des Projekts», freut sich Peter Furger.
Achtergondelbahn ersetzt Vierersessellift
Auch die zweite Anlage, die auf dem Nätschen zu stehen kommt, erfährt einige Anpassungen. Die Linienführung der Achtergondelbahn Nätschen-Gütsch, die ebenfalls 2400 Personen pro Stunde befördern kann, wird leicht angepasst, wodurch die Gondelbahn insgesamt etwas länger wird. Trotzdem sind nicht mehr 13 sondern nur noch elf Stützen für diese Anlage nötig. Die Gondelbahn ersetzt den bestehenden Vierersessellift Nätschen-Gütsch, Vorgesehen ist, diesen Sessellift zurückzubauen. Für die Garagierung der bei den neuen Anlagen ist eine Halle auf dem Nätschen geplant. Das 30 mal 30 Meter lange Gebäude soll direkt bei der Mittelstation auf dem Nätschen gebaut werden. «Geplant ist zudem, in diesem Gebäude ein Kinderrestaurant, eine Ausbildungsstätte und einen Kinderhort für die Schneesportschule Andermatt unterzubringen», verrät Peter Furger.
Die Projektänderung ist vom 16. November bis am 15. Dezember öffentlich aufgelegt – das Bauvorhaben ist profiliert. Die Änderung untersteht dem öffentlichen Plangenehmigungsverfahren sowie der Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Leitbehörde für das Verfahren ist das Bundesamt für Verkehr.
Zwei weitere Anlagen sollen 2016 gebaut werden
Läuft alles nach Plan, will die ASS mit dem Bau der beiden Anlagen im Frühling starten. «Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es keine Einsprachen gibt», hält Peter Furger fest. Ebenfalls bereits im nächsten Jahr gebaut werden sollen die Sechsersesselbahnen Hinterbördli-Strahlgand und Unterstafel-Gütsch sowie die Beschneiungsanlagen in diesem Bereich. Auch soll in diesem Gebiet eine Pistenanpassung bereits im kommenden Jahr vorgenommen werden. «Da bei diesen Anlagen keine Projektänderungen vorgesehen sind, wollen wir noch in diesem Jahr die Baueingabe machen», sagt Peter Furger. Noch vor Weihnachten sollten diese Projekte also öffentlich aufgelegt sein, damit der Baustart im nächsten Jahr erfolgen kann. «Es ist ein stolzes Ziel, doch wir hoffen auf keine Einsprachen, sodass wir mit der Skigebietsverbindung zügig vorwärtsmachen können», so der Projektleiter .
Betriebsbewilligung wird erwartet
In den vergangenen Tagen ist die heue Sechsersesselbahn Gurschen- Gursehengrat von Vertretern des Bundesamts für Verkehr (BAV) ge- prüft worden. «Wir erwarten die Betriebsbewilligung in den nächsten Tagen», sagte Projektleiter Peter Furger am Freitag, 13. November, auf Anfrage. Solange das BA V kein grünes Licht gibt, darf die neue Anlage nicht in Betrieb genommen werden. «Was aber auch noch nicht sehr drängt, da wir noch immer nicht genügend Schnee auf der Gurschenalp haben», sagt Silvio Schmid, Direktor der Andermatt-Sedrun Sport AG. Die Eröffnung des Wochenendbetriebs wurde bereits vom 14. auf den 21. November verschoben. Sollte es bis dahin noch immer nicht schneien oder zumindest nicht kalt genug fürs Beschneien sein, wird die Saisoneröffnung wohl wieter verschoben werden müssen. (mr)
Beitrag: Martina Tresch-Regli
Titel: Bergstimme
Urnerwochenblatt, Samstag, 14. November 2015
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