Der Wind entscheidet, ob das Wasser südöstlich des Witenwasserenstocks in die Nordsee, in die Adria oder ins Mittelmeer fliesst. Nun soll ein Wanderweg diesen aussergewöhnlichen Punkt erschliessen.

Ralph Aschwanden

Mit dem Setzen einer symbolischen Wegmarke neben der Rotondohütte gaben am Montag, 27. Juli, der Urschner Talammann . Hans Regli sowie Wanderwegpionier Paul Dubacher den Startschuss für einen neuen Wanderweg im Gotthardmassiv. Südöstlich des Witenwasserenstocks befindet sich auf 3025 Metern über Meer eine tischgrosse Felsplatte. Sie gilt in Fachkreisen als kontinentale Wasserscheide. Einzigartig ist dabei, dass der Wind bei Niederschlägen entscheidet, ob das Wasser in Richtung Norden (Nordsee), Osten (Mittelmeer) oder Süden (Adria) abfliesst. Zudem treffen sich bei dieser Felsplatte die Grenzlinien der drei Kantone Tessin, Uri und Wallis. Genau dieser Punkt soll nun durch einen neuen Wanderweg erschlossen werden. Der neue Weg soll dabei von der Rotondohütte entlang des Witenwasserengletschers zum einmaligen Wasserscheidepunkt führen. Anschliessend ist eine Route über den Hüenersattel zur Rotondohütte geplant.

Rot-weiss-rot markiert
Hinter der Idee stecken die Korporation Ursern sowie die Stiftung Vier- Quellen-Weg. Kein Wunder, lässt sich der neue Wanderweg deshalb dereinst mühelos mit dem beliebten Vier-Quellen-Weg im Gotthardmassiv verbinden. «Der Weg soll mit einer rot-weiss- roten Markierung versehen werden können», betonte Paul Dubacher auf Anfrage. Ein «normaler» Wanderweg also, der für alle Bergwanderer zur Verfügung steht. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen braucht es indes noch einiges an Geld. Paul Dubacher rechnet mit Kosten von rund 1,6 Millionen Franken für die Erstellung der neuen Wegabschnitte sowie für die Sanierung einzelner bestehender Wege. «Insgesamt 5 Kilometer Weg müssen komplett neu gebaut werden», so der Wanderwegpionier weiter. Dies betrifft die Abschnitte Rotondohütte-Wasserscheidepunkt-Hüenersattel sowie Rotondohütte- Tälligrat.

Tourismus fördern
Die Korporation Ursern steht voll hin- . ter der nun von der Stiftung Vier-Quellen-Weg getragenen Idee. Sie hat deshalb am 19. Juni nicht nur einen Bei- trag von 50000 Franken zugunsten des neuen Weges gesprochen, sondern sie stellt auch den Boden für das neue Angebot zur Verfügung. «Diese Was- serscheide ist ein ganz spezieller Ort. Es gibt nicht viele solcher Punkte auf der Welt – und dieser liegt auf unserem Gebiet», erklärt Talammann Hans Regli. Deshalb habe schon sein Vorgänger die Idee eines Weges zur Wasserscheide angeregt. Als Korporation wolle man mit solchen Projekten ein Beitrag zur Förderung des Tourismus leisten, so Hans Regli. «Wir haben eine einzigartige Natur. Die möchten wir den Leuten gerne zeigen.»

Die Bauarbeiten für das neue touristische Highlight sollen im Juli 2016 beginnen können. Im August 2018 könnten die entsprechenden Arbeiten ge- mäss Plan abgeschlossen sein.

Urner Wochenblatt, Mitwoch 20. Juli