Andermatt verzeichnet erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen. Roger Nager spricht über die Hintergründe und die Aus­ wirkungen dieser positiven Rechnung.

Roger Nager, an der Gemeindever­sammlung von morgen Donnerstag können Sie nach einigen Jahren erst­ mals wieder ein äusserst positives Rechnungsergebnis präsentieren. Darauf freuen Sie sich bestimmt.
Roger Nager: «In der Tat. Dieses Er­ gebnis ist wirklich sehr positiv für uns. Zwar konnten in den letzten Wochen auch viele andere Umer Gemeinden gute Rechnungsabschlüsse bekannt ge­ben. Doch bei uns ist es etwas anders.»

Wie meinen Sie das?
Roger Nager: «ln anderen Gemeinden schlossen einige Rechnungen insbe­sondere aufgrund der Sachübernahme durch die Abwasser Uri gut ab. Wir ha­ ben diesesbezüglich schon im vergange­nen Jahr Rückstellungen, Vorinvesti­tionen und Abschreibungen getätigt, sodass diese Gelder für die Rechnung 2014 nur noch gering ausschlaggebend sind. Bei uns fallen die Steuereinnah­men ins Gewicht, die knapp 1Million Franken höher liegen als budgetiert. Für uns ist das ein Zeichen, dass die vergangenen zehn Investitionsjahre jetzt erste Früchte tragen. Weiter konn­ten die Personalkosten wiederum ge­ senkt werden. Mit ein Grund ist sicher, dass wir heute nicht nur ein Verwal­tungs- sondern auch ein Dienstleis­tungsbetrieb sind. Wir verrechnen vie­le Leistungen für Dritte in Höhe von bis zu einer halben Million Franken. Demgegenüber stehen unsere sehr ho­hen Investitionen. Im Ranking der Umer Gemeinden lagen wir bei den Investitionen im Jahr 2013 mit 803 Franken pro Kopf an erster Stelle.»

Aufgrund des positiven Ergebnisses geht auch die Pro-Kopf-Verschul­dung wieder etwas zurück. Kann die Gemeinde jetzt aufatmen?
Roger Nager: «Sicher hat sich die Si­tuation etwas entspannt. Wir werden die Möglichkeit für eine Senkung des Steuerfusses fürs nächste Jahr in Be-­ tracht ziehen. Damit möchten wir gegenüber der Bevölkerung ein Zei­chen setzen, denn sie hat in den ver­gangenen Jahren stets mit viel Ge­duld und Mut den vielen grossen In­vestitionen zugestimmt.»

Fast immer stimmten die Ander­matterinnen und Andermatter den Kreditbegehren zu. Bei der Personen­unterführung zogen sie aber die Handbremse.
Roger Nager.; «Das stimmt. Damit haben die Stimmberechtigten ausge­drückt, dass die Schmerzgrenze be­züglich Investitionen erreicht wurde. Dieses Geschäft haben wir denn auch zurückgestellt. Es wird dann wieder thematisiert, wenn der Bahn­hofsumbau ansteht. Doch es werden in nächster Zeit wieder neue Kredit­ begehren kommen, die zur Genehmi­gung vorgelegt werden. Da machen wir natürlich nicht halt.»

Zum Beispiel?
Roger Nager: «Morgen Donnerstag beantragt der Gemeinderat einen Kre­dit für die Sanierung der Aussenhülle des Gemeinde- und Dorfschulhauses. Zudem wollen wir den Blumenweg sa­nieren. Weiter werden das geplante Senioren- und Gesundheitszentrum , die Sanierung der Bahnhofbrücke sowie das neue Feuerwehrlokal Kosten für die Gemeinde verursachen.»

Was sagen Sie zum Thema «medizi­nische Grundversorgung»?
Roger Nager: «Dies ist klar eine Aufga­be der Einwohnergemeinden. Im letz­ten Jahr konnten wir mit Michael Schmid einen jungen Arzt finden. Nun sind wir natürlich bestrebt, ihm künftig geeignete Räumlichkeiten zur Verfü­gung zu stellen. Die Wochenend-Abde­ckung und der Notfalldienst sind mo-­ mentan aber sicher nicht ideal besetzt. Der Notfallilienst wird durch die Umer Ärztegesellschaft organisiert und nach den gegebenen Möglichkeiten mit den diensthabenden Ärzten im Umer Unterland sichergestellt. Auch im Be­zug auf den Praxisbetrieb in Göschenen sind wir mit der Einwohnergemeinde Göschenen in Kontakt. Wir überprüfen denn auch verschiedene Modelle für die Zukunft. Ziel wäre es nämlich, dass im Gesundheitszentrum künftig mehre­re Ärzte ihre Tätigkeit ausüben.»

Sie sind noch knapp vier Jahre Ge­meindepräsident von Andermatt. Dann ist Schluss. Welche Ziele ha­ben Sie sich noch gesetzt?
Roger Nager: «Was mir auf dem Ma­gen liegt, ist das Senioren- und Ge­sundheitszentrum. Hier steht noch immer der Standortentscheid aus. Ich denke aber, dass mit den Armeeliegenschaf­ten eine gute Lösung umgesetzt wer­den könnte. Weiter möchten wir den sozialen Wohnungsbau fördern. Ak­tuell sind wir im Gespräch mit zwei Investoren, die günstige Wohnungen realisieren möchten. Unser Ziel wäre es, kleine Wohnungen für Angestellte sowie erschwingliche Wohneinheiten für die Einheimischen zu schaffen.»

Das kann die Gemeinde aber doch gar nicht beeinflussen?
Roger Nager: «Natürlich gilt hier auch der freie Markt Ausserdem besitzt die Gemeinde kein eigenes Bauland. Hin­zu kommt, dass freie, eingezonte Flä-­ chen in Andermatt rar sind. Dennoch hoffen wir, dass wir durch unsere revi­dierte Bau- und Zonenordnung ver­dichtetes Wohnen fördern und durch Gespräche mit Dritten günstigen Wohnraum schaffen können.»

Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau des Hotels 4B gestartet werden. Was bedeutet dies für die Gemeinde?
Roger Nager:«Für uns ist es sicherlich positiv, dass ein weiteres Hotel mit einer grossen Bettenanzahl entsteht. Denn dann wird es möglich, dass auch Grossevents künftig in Ander­matt durchgeführt werden können. Bis anhin mussten wir jeweils eine Absage erteilen, wenn Anfragen für Grossveranstaltungen   hereinkamen.»

Welche Projekte stehen in diesem Jahr in der Gemeinde an?
Roger Nager: «Zum einen ist geplant, dass wir mit der Einwohnergemeinde Hospental zusammen das Trinkwas­sernetz weiter ausbauen und zusammenschliessen. Weiter wollen wir den Anschluss Süd fertigstellen und dort auch eine Lösung für den Langsam­verkehr finden. Mit der Verdichtung im Dorfkern von Andermatt wird der Wärmeverbund durch die Netzgesell­schaft Andermatt AG weiter vorange­trieben. Auch hoffen wir, dass in die­sem Jahr die ersten Skianlagen erstellt werden. Ich bin guter Dinge, dass diesbezüglich bald die nötigen Bewil­ligungen eintreffen werden.»

Was wünschen Sie sich für Andermatt füe die Zukunft?
Roger Nager: «Ich wünsche mir, dass sich Andermatt zu einer Ganzjahres­destination entwickelt. Dabei sind wir alle gefordert: Es sollte noch stärker zusammengearbeitet werden, damit es künftig nicht einzelne Wochen gibt, in denen nur wenige Hotels oder Res­taurants geöffnet sind. Doch ich den­ke, wir sind auf einem guten Weg.  An­dermatt ist wie ein Kind, das gerade anfängt zu laufen. Das Wachstum geht kontinuierlich vonstatten und es ist schön, dieser Entwicklung zuzu­schauen. Das macht wirklich Freude.»

Urner Wochenblatt, Mittwoch, 20. Mai 2015

Martina Regli-Tresch