Lenzerheide soll den Zuschlag erhalten
Laut dem Bundesrat sollen auf der Lenzerheide künftig Skilager sowie Ausbildungen im Schneesport und Alpinismus durchgeführt werden. Im Parlament sind indes Vorstösse hängig, die drei Zentren fordern.
Für den Bundesrat ist die Sache klar: Er setzt auf die Lenzerheide als Standort für das nationale Schneesportzentrum. Laut einer Evaluation aus dem vergangenen Jahr eignet sich der Bündner Ferienort von den acht Kandidaturen aus fünf Kantonen am besten für das neue Zentrum. Bewertet wurden die Kriterien Schneesicherheit, gute Erschliessung innerhalb des Standorts, gute Erreichbarkeit und rasche Verfügbarkeit. Auf Platz zwei knapp hinter der Lenzerheide steht Andermatt. Dahinter rangieren Engelberg, Fiesch und Davos. Die restlichen Standorte haben die Vorgabe, bei keinem der Hauptkriterien ungenügend abzuschliessen, nicht erfüllt. Bei der Veröffentlichung des Evaluationsberichts 2014 hatte der Bund noch auf eine Standort-Empfehlung verzichtet.
Neben der höchsten Punktezahl spielte auch der Entscheid der Armee, in Andermatt zu bleiben, in der Abwägung des Bundesrats eine Rolle. Die aufgrund des breiten Interesses aus mehreren Regionen erwogene dezentrale Lösung hat die Regierung aus Kostengründen verworfen. Es sind allerdings Vorstösse im Parlament hängig, die mindestens drei Bundessportzentren fordern. Die Haltung der Räte ist indes nicht eindeutig. Eine der Motionen hat der Nationalrat zwar mit knapper Mehrheit überwiesen. Die vorberatende Kommission des Ständerats hat die Motion jedoch entschlackt. Sie beantragt einstimmig eine allgemeine Formulierung zur Förderung des Schneesports und möchte die Forderung nach drei nationalen Zentren streichen. Der definitive Entscheid des Bundesrats erfolgt nach der Vernehmlassung und in Kenntnis der Haltung des Parlaments in dieser Frage. Das Zentrum soll in zwei Etappen zwischen 2018 und 2028 realisiert werden.
Die beste Destination
«Graubünden ist eben prädestiniert für den Wintersport.» So kommentierte der hocherfreute Bündner Regierungspräsident und Sportminister Martin Jäger die bundesrätliche Empfehlung. Lenzerheide als angestrebter künftiger Standort des nationalen Schneesportzentrums bedeute einen grossen Renommee-Gewinn für den ganzen Kanton. Dieser könne sich so immer neuen Wintersport-Generationen als die beste Destination präsentieren. Laut Jäger wird Graubünden den Jugendlichen und Kindern eine zusätzliche wichtige Möglichkeit bieten, ihre sportlichen Fähigkeiten zu fördern. Zudem stelle das Schneesportzentrum eine grosse wirtschaftliche Chance dar. Es würde dem Tourismus und der Wirtschaft in der Region starke Impulse geben, so Jäger. Dies sehen auch sämtliche Parteien im Bündner Grossen Rat so: 2012 wurde einstimmig der Auftrag von Standort-Bewerbungen an den Regierungsrat überwiesen. Dieser ist nun bereit, 25 Prozent der Investitionskosten zu berappen, aber maximal 10 Millionen Franken. Im Hinblick auf die mögliche Dreiteilung des Schneesportzentrums gibt sich Jäger sibyllinisch: Er wisse um die anstehende harte Priorisierung der Mittel im Bundesamt für Sport.
Als logische Folge bezeichnet Bruno Fläcklin, Geschäftsführer der Ferienregion Lenzerheide, die Empfehlung des Bundesrats. Das Gebiet weise ideale Bedingungen für die Ausbildung im Breiten- und Spitzensport auf: Lenzerheide verfüge über Weltcup-Pisten sowie über Einführungs-Pisten zusammen mit dem angegliederten Skigebiet von Arosa – und über die einzige Biathlon-Arena der Schweiz. Das Schneesportzentrum bescherte dem fusionierten Skigebiet zahlreiche neue Kunden, ist auch Fläcklin überzeugt.
Uri gibt nicht auf
Erstaunlich optimistisch zeigte sich der Urner Bildungsdirektor Beat Jörg. Für ihn heisst der von Bundesrat Maurer bekanntgegebene Entscheid keineswegs, dass der Standort Andermatt definitiv aus dem Rennen ist. Andermatt liege nur knapp hinter der Lenzerheide. Jörg will nun den Kontakt mit den Zentralschweizer Kantonen, aber auch mit dem Tessin und Wallis suchen. Man werde das Lobbying neuerlich hochfahren und Andermatt wieder ins Spiel bringen.
Anders reagierte die Walliser Regierung: Sie gab sich enttäuscht über den Entscheid. Einmal mehr bleibe der Kanton von den Zukunftsplänen des Bundesrats ausgeschlossen.
nzz.ch
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