Bergbahnen, so heisst es, sind der Motor für den Tourismus in den Bergregionen. Ein stotternder Motor: Nur ein Drittel der rund 720 Schweizer Bergbahnen gilt als gesund, die Gästezahlen stagnieren, die Investitionen sind halb so hoch wie bei der alpinen Konkurrenz in Österreich, Italien und Frankreich.
In diesem Feld predigt Peter Furger, Oberwalliser und Unternehmensberater.
Die Schweizer Tourismusdestinationen müssten in grösseren Dimensionen denken, sagt er, sich als Unternehmen vermarkten, um bestehen zu können. Furger gilt als Sanierer und Fusionierer, als einer, der den Motor wieder richtig in Gang bringen will. Ihn reizen schwierige Jobs, eine Eigenschaft, die ihm in dieser Branche durchaus zugute kommt.
2005 hatte es ihn in die Lenzerheide verschlagen, wo es drunter und drüber ging. Dort gab es zwei Bergbahnen, die Danis Stätz AG auf der einen Talseite und die Rothornbahn und Scalottas AG auf der andern Talseite, dazwischen die Politische Gemeinde, die Ortsbürgergemeinde und den Tourismusverein. Eigentlich müssten die Akteure im Bündner Tourismusort zufrieden sein, haben sie auf der Beltrametti-Piste doch ein erfolgreiches Finale des Ski- Weltcups veranstaltet. Die Wirklichkeit jedoch war geprägt von persönlichen Animositäten, die reihenweise zu Rücktritten aus dem Verwaltungsrat der Danis Stätz AG und zu Abwahlen aus dem Vorstand des Tourismusvereins geführt haben. Sachlich entzündete sich der Streit an der Frage einer Fusion zwischen den beiden Bahnen. Peter Furger wurde geholt und als neuen Verwaltungsratspräsidenten der Bahn gewählt.
Auf der Lenzerheide fand er eine Situation vor, wie er sie schon oft angetroffen hatte: eine Tourismusregion mit grossem Potenzial, minimaler gemeinsamer Vermarktung und maximaler Zerstrittenheit. «Am einen Ort streiten die Leute, weil zu wenig Geld da ist, am andern Ort, weil zu viel Geld da ist.» Er müsste eigentlich, lacht der Wirtschaftswissenschafter, längst ein Zusatzstudium in Psychologie absolvieren. Doch vermutlich hilft ihm die langjährige Erfahrung auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. Auch auf der Lenzerheide hat er in einem ersten Schritt versucht, in der Funktion eines Mediators die persönliche Ebene zu bereinigen. – Peter Furger war zwei Jahrzehnte lang CVP-Parlamentarier und Fraktionschef im Walliser Kantonsparlament, 1997 kandidierte er für den Staatsrat. Die Kandidaturen von SP-Präsident Peter Bodenmann sowie parteiintern von alt Nationalratspräsident Paul Schmidhalter verhinderten seine Wahl. In die Schlagzeilen kam er vor allem im Jahr danach, als sich die von seinem Parteikollegen Otto Loretan geführte «Gruppe Leukerbad» vor einem Schuldenberg wiederfand und er als Sanierer eingesetzt wurde. «Eine meiner härtesten Zeiten», sagt Furger rückblickend. Offensichtlich gelang es ihm, Gräben zuzuschütten, denn seither wird er immer wieder als Hoffnungsträger geholt, wenn es finanziell oder menschlich nicht klappt: nach Zermatt, wo er die vier Bergbahnen fusionierte und die Holding restrukturierte, nach Crans-Montana und Saas Almagell, nach Gstaad, wo neun Bergbahnen zu fusionieren waren, im November 2013 zu den Andermatt-Sedrun Sport AG (ASS), die er seither als Gesamtprojektleiter Entwicklung Skiarena Andermatt-Sedrun führt. Er hat sich den Ruf eines Branchenkenners erarbeitet, der gegen die Kirchturmpolitik kämpft und dem es gelingt, politische Behörden einzubinden.
Furgers Beratungsfirma, das Büro ARW in Visp, beschäftigt gerade einmal sieben Leute. Die Frage drängt sich auf, wie er seine zahlreichen Mandate zeitlich bewältigt. Es sei tatsächlich ein «starkes Programm», räumt er ein, viel Zeit für Familie und Freizeit bleibe nicht mehr, obwohl er sich bemühe, jeden Tag im Büro und möglichst jeden Abend zu Hause zu sein. Peter Furger, der Eishockey gespielt hat und der mit Leib und Seele Jäger ist, wirkt ausgeglichen und abgeklärt. Letztlich verschreibt er jeder Bergbahn, jeder Destination dasselbe Rezept: Ohne die Zusammenarbeit aller Tourismusträger – Bahnen, Gastronomie, Tourismusvereine – verliere sie im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz weiter an Boden. Je grösser eine Destination, je attraktiver ihr Angebot, desto besser ihre Chancen.
Aus „Neue Zürcher Zeitung“ überarbeitet von en
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