Ob und wo das nationale Schneesportzentrum entsteht, ist noch unklar. Vertreter von Kanton, Gemeinden und ASA haben nun für den Standort Andermatt geworben.
 Im vergangenen Jahr konnten sich die Kantone um den Standort für ein nationales Schneesportzentrum bewerben – die Standorte Lenzerheide und Andermatt schnitten dabei am besten ab (UW vom 1. Februar). Was als Nächstes geschieht, ist noch unklar: Bis Ende Jahr muss das VBS eine finanzielle «Gesamtschau Sport Schweiz» vorlegen. Der Bundesrat wird im Rahmen dieser Gesamtschau über die Realisierung des Schneesportzentrums entscheiden. «Wir wissen momentan nicht, wie es weitergeht», sagte Peter Horat, Direktionssekretär der Bil- dungs- und Kulturdirektion am vergangenen Montag. Die Urschner Bevölkerung wurde darüber orientiert, wie ein Schneesportzentrum in Andermatt realisiert werden könnte und wie das Bewerbungsverfahren vonstattenging.

Kanton, Gemeinden und ASA
Die Bevölkerung hatte zudem Gelegenheit, den Vertretern des Kantons, die Regierungsräte Beat Arnold und Beat Jörg, Peter Horat, Peter Sommer, Leiter Abteilung Sport, aber auch den Gemeindepräsidenten Roger Nager, Andreas Schmid und Armand Simmen sowie Robert Fellermeier, Geschäftsführer der Andermatt Swiss Alps AG, Fragen zu stellen (siehe unten). Zu- vor zeigte Peter Sommer auf, was solch ein Zentrum ist und welche Anforderungen ein Standort erfüllen muss. Peter Horat sprach über das Bewerbungsverfahren. «Personell und finan- ziell war dieses Verfahren sehr aufwendig.» Wie viel die Bewerbung mit dem Standort Andermatt kostete, wollte er auf Anfrage nicht sagen – Regierungsrat Beat Jörg verriet so viel: «Es waren 2000 Mannstunden nötig, um dieses Dossier zu erarbeiten.» Letzten Sommer hatte der Kanton Zeit, die Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. « Beispielsweise mussten wir in Minuten und Meter Distanzen innerhalb der Destination angeben», erläuterte Peter Horat.

Andermatt schmackhaft gemacht
Des Weiteren hat der Kanton Uri in seiner Bewerbung eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die Möglichkeiten einer Realisierung des Schneesportzentrums aufzeigt. So könnte das Zen- trum in einer ersten Phase seinen Betrieb mit der bestehenden Substanz, also 330 Betten, aufnehmen. In einem zweiten Schritt könnte das Schneesportzentrum für den Vollbetrieb aus- gebaut werden – ein zusätzliches Wohngebäude wäre denkbar. In einer dritten Phase zeigt der Kanton Entwicklungsmöglichkeiten auf. Peter Horat sprach von einer Mall, einer Par- kieranlage, einer Dreifachturnhalle, einem Zielraum mit Tribüne. «Das heisst aber nicht, dass das Schneesportzentrum so realisiert wird. Wir wollten dem Baspo den Standort Andermatt schmackhaft machen.» Mit diesem Dossier schaffte es die Bewerbung aus Uri auf Platz 2.

Entscheid bis Ende Winter
Was nun als Nächstes geschieht, kann der Kanton Uri nicht. beeinflussen. «Laut Informationen des Baspo könnte im Februar oder März ein Entscheid fallen», sagte Beat Jörg. Untätig bleibt der Kanton bis dahin aber nicht: «Wir arbeiten an einem Lobbying-Konzept.» Schon jetzt sei man mit Vertretern des Tessins im Gespräch, denn die Tessiner unterstützen den Standort Andermatt. Beat Jörg betonte, dass die Regierung nach wie vor grosses Interesse an der Realisierung des Schneesportzentrums in Andermatt habe. «Wir sehen dies als Chance für die Region.» Das Zentrum strebe eine nachhaltige Entwicklung an. «Zufriedene Sportler und Jugendliche sind gute Botschafter.» Auch die Komponente «Leistungssport» dürfe nicht vergessen werden. «Wir hatten in letzter Zeit viel Kontakt mit schweizerischen Verbänden, die Interesse an Andermatt zeigten.»

«Teil der Entwicklung sein»
Nebst dem Regierungsrat äusserten sich auch die Gemeindevertreter zum Schneesportzentrum: So bekannte sich der Realper Gemeindepräsident, Armand Simmen, erstmals öffentlich zum Standort Andermatt. «Wir glauben, dass durch das Schneesportzentrum die Biathlonanlagen in Realp weitergeführt und optimiert werden könnten. Deshalb wären wir froh, wenn das
Schneesportzentrum „con tutto“ nach Andermatt käme.» Auch Hospentals Gemeindepräsident, Andreas Schmid, meinte: «Wir wollen Teil dieser Entwicklung sein, denn das Schneesport- zentrum könnte zu einem wichtigen Standbein für die Region werden.» Er sprach auch die Entwicklung des Winterhorns an, wo Varianten- und Tourenskifahren interessant sein könnte. Roger Nager, Gemeindepräsident von Andermatt, sieht das Schneesportzentrum als eine «grossartige Ergänzung» für die Tourismusdestination. Zudem wäre das Schneesportzentrum seiner Ansicht nach eine willkommene Ergänzung zum Kompetenzzentrum der Gebirgsdienste der Armee, aber auch zum Waffenplatz. «Wir sind der Auffassung, dass Sport und Armee nebeneinander Platz haben könnten.»

Armee und Sport nebeneinander
Zur Armee in Andermatt äusserte sich auch Regierungsrat Beat Amold: «Der Bund hat sich mit dem Stationierungskonzept zum Standort Andermatt bekannt. Und wir sind überzeugt, dass Sport und Armee nebeneinander Platz haben». Bereits heute würde dieses Nebeneinander gut funktionieren, dann nämlich, wenn J+S-Kurse in Andermatt durchgeführt werden. «Wir wollen ganz klar beides», bekräftigte Beat Amold. Er sagte aber auch: «Falls das Schneesportzentrum als Ganzes nach Andermatt kommt, wären wir bereit, auf Teile der Armee in Andermatt zu verzichten.» Denn die Regierung bevorzugt den Sport: «Der Sport ist langfristig gesichert und bringt viele Vorteile.» Auf welche Teile man in Andermatt verzichten könnte, konnte Beat Amold nicht benennen, er gab jedoch auf Anfrage ein Beispiel: «Vielleicht haben Armee und Sport in der Kaserne Altkirch nicht Platz. Es kann aber sein, dass diese Betten anderswo im Kanton Uri belegt werden könnten.» Man müsse offen und flexibel sein, damit man diese Chance nicht verpasse. Die Arbeitsplätze der Armee in Andermatt sieht Beat Amold allerdings nicht gefährdet. «Der Unterhalt der Gebäude bleibt, auch mit Schneesportzentrum. Arbeitsplätze sind daher absolut nicht in Gefahr.»

ASA für eine Kandidatur
Vonseiten des Tourismusprojekts sagte Robert Fellermeier: «Andermatt Swiss Alps AG begrüsst die Kandidatur für ein nationales Schneesportzentrum in Andermatt.» Die ASA freue sich über jede Initiative, die dazu beitrage, Andermatt nachhaltig als Destination zu positionieren. Die Skiarena mit ihren erweiterten Kapazitäten könne zum Erfolg des Schneesportzentrums beitragen. «Beleuchtete Pisten, Halfpipe, Skicrosspisten und ein Anfängerskipark können im Rahmen der neuen Ski Arena bereitgestellt werden.» Die ASA erwartet denn auch «nicht unerhebliche Synergien» durch das Schneesportzentrum, und zwar in Bezug auf Sportangebote wie Hallenbad und Schneesportanlagen, «aber auch in Bezug auf Beherbergungsangebote oder auf Veranstaltungen und Konferenzen», so Robert Fellermeier. Aus touristischer Sicht äusserte sich schliesslich Elisabeth Rüegg von der Andermatt Urserntal Tourismus GmbH: «Das Schneesportzentrum wäre eine Wertschöpfung fürs ganze Tal, wir stehen deshalb einer Realisierung sehr positiv gegenüber.»

Idee des Zentrums
In Magglingen und Tenero betreibt das Baspo bereits Ausbildungs-, Kurs- und Trainingszentren, die der Hochschule, aber auch Verbänden, Vereinen und Schulen zur Verfügung stehen. Nun soll auch ein Schneesportzentrum zur Förderung des Wintersports hinzukommen. Denn: Die Skierdays sind rückläufig – man spricht von einem Rückgang um 18 Prozent. Deshalb will der Bund ein nationales Schneesportzentrum realisieren. Ursprünglich wurde Andermatt als Standort favorisiert – aufgrund eines Vorstosses im Parlament wurde dann aber zur Standortevaluation ein Bewerbungsverfahren ausgeschrieben. Zu den Anforderungen an einen Standort gehören unter anderem die gute Erreichbarkeit, kurze Wege innerhalb der Destination, Schneesicherheit, vorhandene Infrastruktur und eine einfache Realisierung. (rnr)

Einige Fragen und Anregungen
Die Fragerunde drehte sich um Themen wie das Schwimmbad, die ärztliche Grundversorgung und Möglichkeiten einer Realisierung des Schneesportzentrums. So wollte ein Einheimischer wissen, ob zugunsten der Armee auch ein Aufteilen des Schneesportzentrums auf mehrere Destinationen ins Auge gefasst werden könnte. Beat Jörg: «Die Regierung ist ganz klar dafür, dass das Schneesportzentrum gesamthaft in Andermatt realisiert wird, damit Synergien optimal genutzt werden können.» In Bezug auf Dorfläden, Schwimmbad und ärztliche Versorgung meinten die Vertreter, dass mehr Frequenzen automatisch das Geschäft ankurbeln. Zum Schwimmbad sagte Robert FeIlermeier, dass das Sportzentrum nach wie vor Bestandteil der Planung sei – dessen Realisierung sei schliesslich aber auch von dessen Nachfrage abhängig. Schliesslich regte ein Bürger an, dass auch eine Skisprungschanze in die Planung eines Schneesportzentrums einbezogen werden sollte. (rnr)

Urner Wochenblatt, 29. Oktober 2014 Martina Tresch-Regli
Bildquelle: Bergstimme 2014