ANDERMATT Die Differenzen zwischen dem SAC und den Umweltverbänden bleiben – trotz Aussprache. Umstritten ist das Unteralptal.

Mitglieder des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) und der Umweltver­bände WWF, Pro Natura, der Stiftung Landschaftschutz Schweiz sowie Moun­tain Wilderness hielten am Donnerstag eine Krisensitzung ab. Differenzen in puncto geplanter Skiarena Andermatt­ Sedrun des ägyptischen Investors Samih Sawiris führten zum Treffen (siehe unse­re Zeitung vom Dienstag).
Im Vorfeld der Sitzung hat der SAC frühere Einwände am Grossprojekt un­erwartet zurückgezogen. Das ist den Umweltverbänden sauer aufgestossen. Die Alpenschutzorganisation Mountain Wildemess hat dem SAC gar vorgewor­fen, er sei erpressbar. Dieser habe die Forderungen zurückgezogen, weil die Korporation Ursern massiv Druck auf ihn ausgeübt habe. Und zwar, indem man die künftige Verlängerung der Bau­rechtsverträge für die SAC-Hütten Ver­migel und Albert Heim in Frage gestellt habe. Anschliessend löste dieser Zwist ein schweizweites Medienecho aus.

Klärungsbedarf trotz Unterschrift
«Noch immer bestehen inhaltliche Differenzen zwischen den Umweltver­bänden und dem SAC. Es gibt aber auch Forderungen, bei denen wir uns nach wie vor einig sind», erklärt Katharina Conradin, Geschäftsführerin von Moun­tain Wilderess Schweiz.
Im Januar 2013 unterschrieben die Umweltverbände, der SAC, der Kanton Uri und die Andermatt-Sedrun Sport AG (ASS), die Bauherrin der Skiarena, eine Vereinbarung. Diese schreibt erstens die Dimension des Skigebiets vor, und zwei­tens regelt sie Kompensationsmassnah­men betreffend Naturschutz. Will heis­sen, dass aufgrund des grossen Skige­biets andere Flächen künftig weniger stark touristisch genutzt werden. Trotz unterschriebener Vereinbarung gab und gibt es laut Conradin für die Umwelt­ verbände sowie den SAC in den folgen­ den Punkten definitiv weiteren Klä­rungsbedarf:
• Seit der Vereinbarung vom Januar 2013 hat die ASS Pistenabschnitte verändert, über die zum heutigen Zeitpunkt noch nicht definitiv entschieden ist.
• Weiter wurde bis heute der Umfang der künstlichen Beschneiung nicht ge­regelt. Es steht offen, wo überhaupt Schneekanonen zum Einsatz kommen. Das Problem dabei: Beschneiungswasser ist von minderer Qualität und gefährdet die empfindlichen Hoch- und Flach­moore der Region.
• Unklar ist auch, wie lange das Res­taurant am Lutersee in Andermatt in den Sommermonaten betrieben wird.
• Zusätzlich haben die Umweltverbände auf der Basis eines Gutachtens der Eid­genössischen Natur- und Heimatschutz­kommission ein wildtierbiologisches Gutachten für das Gebiet rund um den Schneehüenerstock im Fellital gefordert. Bislang blieb diese Forderung erfolglos.
• Der Kanton Uri hat für das Ander­matter Unteralptal ein Schutzzonenre­glement vorgesehen. Zur Kompensation für die geplante Skiarena soll in diesem Gebiet künftig die Umwelt stärker ge­schützt werden. Dem SAC und den Umweltverbänden ist dieses Reglement ursprünglich zu locker gewesen.

Verzicht auf Gutachten
In zwei Punkten ist der SAC seit dem Druck der Korporation Ursern anderer Meinung als die Umweltverbände. Der SAC verzichtet nun auf das wildtierbio­logische Gutachten. Zweitens unterstützt er neu den kantonalen Entwurf eines Schutzzonenreglements fürs Unteralptal, anstatt wie bislang härtere Massnahmen zu fordern. «Die Umweltverbände wol­len für einzelne Perimeter im Unteralptal für Wanderer und Freizeitsportler eine Wegpflicht», betont Conradin. Da­ mit will man die empfindliche Moor­landschaft schützen. Zudem fordern die Umweltverbände im Bereich der Moore ein Beweidungsverbot. Der SAC hin­ gegen ist nicht nur Schützer, sondern auch Nutzer. Deshalb besteht für ihn ein touristisches Interesse am Gebiet.

Basis bleibt bestehen
Trotzdem bleiben die Parteien in den anderen Punkten gleicher Meinung. Etwa was die Änderung an den Pisten­plänen angeht oder wo künstlich be­schneit werden soll. «Die Basis der Vereinbarung besteht weiterhin. Es gibt aber noch einige Details zu klären», sagt Roland Schuler, Mediensprecher von Pro Natura Schweiz. Für Schuler ist die Krisensitzung aber konstruktiv verlau­fen. «Wir können den Positionswechsel nachfühlen. Gegenüber uns verfolgt der SAC auch sanfte touristische Ziele. Es ist logisch, dass dies zu Meinungsver­schiedenheiten führt. Der SAC und die Umweltverbände möchten künftig wie­der friedlich zusammenarbeiten.

Neue Urner Zeitung Montag, 201.01.2014
ANIAN HEIERLI
anian.heierli@urnerzeitung.ch