Aline Danioth ist Skifahrerin und Andermatterin mit Leib und Seele wie die prominente Ski legende Bernhard Russi. Die 15-jährige ZSSV-Kaderathletin hat bereits bewiesen, dass sie national und international vorne mitmischen kann und ein hoffnungsvolles Sporttalent ist. Das sympathische Skigirl überzeugt
konstant mit guten Resultaten und weiss, was sie will. Aline träumt nicht nur von einer Profikarriere, sie arbeitet auch konsequent darauf hin. Ihr ganz grosses Ziel ist eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. Das Zeug dazu hat sie zweifellos.
Aline empfängt uns zusammen mit ihrem Vater Carlo an der Talstation der Gemsstockbahn in Andermatt. Wir wundern uns ein bisschen ob diesem Treffpunkt, haben doch die Bergbahnen ihren Saisonbetrieb zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aufgenommen. Doch Carlo, der Pisten- und Rettungschef im Skigebiet ist, lässt extra für uns die Bahn laufen und wir dürfen mit der jungen Nachwuchshoffnung bei frischer Bergluft auf dem Gurschen (2219 m.ü.M.) über ihre grosse Leidenschaft Skifahren plaudern.
Ein richtiges «Berqmeitli»
Bereits mit zweieinhalb Jahren stand Aline zum ersten Mal auf den Ski und ist seither fast nicht mehr davon wegzukriegen. Dies liegt ihr wohl in den Genen, denn die ganze Familie Danioth steht gerne auf den zwei Latten. Alines Mutter Jeannette fuhr früher ebenfalls beim ZSSV, ihr Vater ist nebst seinem Job im Skigebiet auch noch Bergführer und ihr jüngerer Bruder Luc ist zwar nicht ganz so angefressen wie Aline, fährt aber auch sehr gerne Ski. In der Verwandtschaft lassen sich weitere Skikräcks finden. Alines Cousinen Maria und Eliane Christen gehören ebenfalls dem Kader des ZSSV an. Das Skifahren liegt Aline also im Blut und wurde zudem früh gefördert.
Während die Extrafahrt auf den Gurschen für uns ein Highlight darstellt, ist sie für Aline nichts Neues. Schon als kleines Mädchen begleitete sie ihren Vater auf den Berg und fuhr bei der Pistenkontrolle mit oder half bei Pistenarbeiten. «Aline hüpfte in jeder freien Minute auf die Ski, auch wenn es nach der Schule nur noch für eine Stunde reichte“, erinnert sich Vater Carlo Danioth. Und wenn Aline nicht gerade eine Piste hinunterflitzt, dann ist die Möglichkeit gross, dass man sie abseits der Piste beim Freeriden findet. Im Gegensatz zu vielen, die nur auf das On- respektive Off-Piste-Fahren schwören, kann sich die Andermatterin für beides begeistern. Auch auf Bergtouren geht Aline gerne, was bei einem Bergführer-Vater wohl naheliegend ist. „Wir dürfen uns jedes Jahr einen Berg aussuchen, den wir besteigen möchten. Dieses Jahr habe ich mir das Matterhorn gewünscht», erzählt die junge Athletin mit leuchtenden Augen. Generell gilt bei ihr: Hauptsache Natur, Berge und Sport. Denn als weitere Hobbys gibt Aline auch Telemark, Klettern und Biken an. Ein richtiges «Berqmeitli- halt.
Ein vielversprechendes Talent
Alines Passion für den Sport und insbesondere das Skifahren zeigt sich in ihren Leistungen. Letzte Saison konnte die Zentralschweizerin an interregionalen Rennen fünfmal zuoberst aufs Treppchen steigen und an den JO-Schweizermeisterschaften gewann sie Silber in ihren beiden Paradedisziplinen, dem Slalom und dem Riesenslalom. Sie musste sich einzig von der Walliserin Melanie Meillard, ihrer stärksten Konkurrentin, geschlagen geben. Auch international vermag Aline ohne Weiteres mitzuhalten. Bereits zweimal durfte sie am Trofeo To- polino in Italien teilnehmen. Dieser gilt inoffiziell als Weltmeisterschaft für die JO- Altersklasse. Lediglich die drei besten Mädchen und Jungs aus der Schweiz dürfen jeweils daran teilnehmen.
Diese Saison will ich SM- Gold
Aline wurde in den letzten beiden Saisons für die Teilnahme an diesem begehrten Rennen nominiert und zeigte, was sie drauf hat. Letztes Jahr fuhr sie auf den dritten Platz im Riesenslalom und vor zwei Jahren wurde sie gar Zweite in dieser Disziplin. Am Whistler-Cup in der Saison 2011/12 bewies die 15-Jährige ebenfalls ihr Können. Mit einem 2. Platz
im Slalom, einem 4. Platz im Riesenslalom und einem 7. Platz im Super-G zeigte Aline ihre Vielseitigkeit und Konstanz. Auf diese Erfolge kann das Skigirl stolz sein, Aline möchte es aber nicht dabei bleiben lassen.
Eine ambitionierte Sportlerin
Für die kommende Saison hat sich die aufgestellte Athletin einiges vorgenommen. „An den JO-Schweizermeisterschaften möchte ich im Slalom und im Riesensla lom wieder auf das Podest steigen, am liebsten dieses Mal natürlich zuoberst. Und auch für den Trofeo Topolino will ich mich wieder qualifizieren», erzählt Aline. Ein einfaches Unterfngen wird es aller- dings nicht werden, denn: «Der Jahrgang 1998 ist bei den Mädchen sehr stark», ist sich Aline bewusst. Nebst der bereits erwähnten Melanie Meillard gehört auch Lorena Käslin, die ebenfalls beim ZSSV trainiert, zu Alines Widersacherinnen. Die harte Konkurrenz sieht die Andermatterin aber positiv: «Wir fordern uns gegenseitig und stacheln uns zu besseren Leistungen an. Das motiviert auch». Die grosse Motivation und Zielstrebigkeit sind Aline anzumerken, wenn sie über ihre sportlichen Ambitionen spricht. Aline ist zwar noch jung, sie weiss aber ganz genau, was sie will: das Skifahren zum Beruf machen.
Vater und Tochter: ein eingespieltes Gespann
Aline, die Mitglied des SC Gotthard-Andermatt und des Urner Skiverbands ist, gehört bereits seit vier Jahren dem JO- Kader des ZSSV an. Sie schätzt das Trainingsangebot des Verbandes und nutzt es im Sommer und Herbst vollumfänglich. Aber auch in die Trainingslager im Winter geht Aline gerne mit. Ansonsten trainiert sie wenn möglich vor der eigenen Haustüre in Andermatt. «von Andermatt aus hat man schnell lange Anreisewege, deshalb bleibe ich am liebsten hier», erklärt Aline.
In Andermatt hat Aline ausserdem ihren ganz persönlichen Coach, nämlich ihren Vater. «Wir haben schon immer zusammen trainiert. Das funktioniert sehr gut», erzählt Carlo. Als Pistenchef der Skiarena hat er die Möglichkeit, für Aline einen Pistenabschnitt zu reservieren oder einen Lauf auszustecken. Manchmal kann sich Aline auch den Teams anschliessen, die in Andermatt ihre Trainingslager verbringen. So hat sie schon öfter Trainings mit den Neuseeländern absolviert. Und Aline verrät uns stolz, dass sie sogar schon mit ihrem grossen Vorbild Lara Gut, die ebenfalls oft in Andermatt ist, trainieren durfte. Da Aline im Sommer die Sekundarschule beendet hat, kann sie allerdings nicht mehr gleich oft in ihrem Heimatort trainieren. „Wir haben aber eine gute Lösung gefunden, die im Moment absolut stimmt», meint Aline freudig. Seit dem Sommer besucht sie die Sportschule in Brig. Dort absolviert sie das KV mit Berufsmatura, welches insgesamt vier Jahre dauert. Aline konnte es so arrangieren, dass sie im Winter drei Tage am Stück Schule hat und nachher wieder zurück nach Andermatt kann. Und im Januar und Februar gilt ein stark reduzierter Stundenplan. «Während dieser Zeit können die Schüler ein freiwilliges Praktikum absolvieren. Ich werde aber so viel wie möglich trainieren», gibt Aline mit einem schelmischen Lächeln zu. Sie gibt ebenfalls zu: «Die Schule ist wirklich sehr streng und mit dem Französisch habe ich es noch nicht so qanz.» Aber auch das wird Aline packen und sie kann auf die volle Unterstützung der Familie zählen. «Wir schauen Jahr für Jahr, was für Aline die beste Lösung ist», erzählt Carlo. Und nächste Saison kann es dann wieder anders aussehen, denn dann kommt Aline ins FIS-Alter und das NLZ (Nationales Leistungszentrum) Mitte von Swiss-Ski wird dann das nächste Ziel auf ihrem Weg zur Profisportlerin sein.
Eine waschechte Andermatterin
Als Spitzenathletin ist man viel unterwegs, das findet die Andermatterin auch spannend. Doch sie möchte ganz klar immer in Andermatt bleiben. So wie Alines Herz für den Skisport schlägt, so schlägt es auch für Andermatt. Deshalb freut sie sich auf die Verbindung der Skigebiete Andermatt und Sedrun und unterstützt das Projekt der Andermatt Swiss Alps von Samih Sawiris voll und ganz. In dieser Hinsicht ist sie gleicher Ansicht wie der ehemalige Skistar und ebenfalls eingefleischte Andermatter Bernhard Russi, der im Verwaltungsrat der Andermatt Swiss Alps sitzt. Aline hat den berühmten Skihelden sogar kennengelernt, da ihr Vater im Rahmen der Skigebiets-Verbindung mit ihm zusammenarbeitet. «Und In einem kleinen Dorf wie Andermatt trifft man sich auch manchmal auf der Piste oder im Dorf», erzählt Aline. Die aufgestellte Athletin hat nebst ihrer Herkunft auch das Talent zum Skifahren mit Russi gemeinsam. Während er den Olympiasieg aber schon in der Tasche hat, ist er für Aline noch ein grosser Traum, an dessen Verwirklichung sie zielstrebig arbeitet. Tritt Aline in Russis Fussstapfen? Wir lassen uns überraschen.
Quelle: „snow“, Offizielles Magazin des Zentralschweizer Schneesport Verbandes Dezember 2013, Ausgabe Nr. 2
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