von a. Talschreiber Alfred Russi
Die Luftseilbahn Andermatt-Gemsstock AG (LAG) brachte nun eine grosse Bereicherung im Angebot der touristischen Anlagen in Ursern und Uri.
Sie wurde auch zu einem wichtigen Arbeitgeber. Die Betriebsleitung übertrug der Verwaltungsrat auf den 1. März 1963 Hans Leu, der später als Direktor bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1995, also während 32 Jahren, das Unternehmen mit grossem Engagement erfolgreich leitete. Auf ihn folgten Alex Clapasson und Peter Heinzer. In den folgenden Jahren ergänzte man die Transportanlagen mit einem neuen Restaurant auf Gurschenalp, welches den Betrieb in der ehemaligen Baubaracke ersetzte. Wünsche zu weiteren Erweiterungs- und Neubauprojekten mussten aus finanziellen Gründen vorerst zurückgestellt werden. Denn die Summe für alle Transportanlagen, Terrainanpassungen und den Restaurantbau belief sich auf rund sechs Millionen Franken.
Allmählich setzte auch in der Schweiz der Boom für den Skisport ein. Und nicht zuletzt war das Skigebiet Gurschen-Gemsstock in der schneearmen Wintersaison 1963/64 als äusserst schneesichere Destination bekannt geworden, weil man dort als einem der wenigen Berge im gesamten Alpenraum überhaupt Ski fahren konnte (die künstliche Beschneiung war noch lange kein Thema). Schliesslich war Andermatt für die Gäste aus Norden wie aus Süden dank dem Bau der Nationalstrasse A2 plötzlich viel besser und schneller erreichbar.
Die meist optimalen Winterergebnisse in den 70-er und 80-er Jahren trugen allmählich wesentlich zur Konsolidierung des Unternehmens bei und es konnte über Jahre den Aktionären sogar eine stattliche Dividende ausgerichtet werden. Auch ermöglichte es die stabile finanzielle Situation dem Verwaltungsrat, neue Investitionen im Skigebiet ins Auge zu fassen. So wurde aufgrund der Konzessionserteilungen durch den Souverän an den Talgemeinden vom 9. Mai 1965 und 17. Mai 1981 mit dem Skilift Lutersee und der 2-er Sesselbahn Gurschen – Gurschengrat das Angebot wesentlich erweitert und verbessert. Auch den Pisten- und Rettungsdienst baute man sukzessive und zeitgemäss aus, was angesichts der exponierten und zum Teil hochalpinen Lage des Skigebiets für die Gäste von grosser Wichtigkeit war und heute noch ist.
Um- und Ausbau der Luftseilbahn 1990-1992
Ende der 80-er Jahre entschloss sich der Verwaltungsrat angesichts der stabilen finanziellen Lage des Unternehmens, rechtzeitig die von der Aufsichtsbehörde verlangte Erneuerung der Seilbahn einzuleiten und zwar mit einem sogenannten „sanften Ausbau“. Man legte sich auf eine Erweiterung der Seilbahnkabinen von 40 auf 60 Personen bei der 1. Sektion als Zubringer und von 40 auf 80 Personen bei der 2. Sektion als eigentliche Beschäftigungsanlage fest.
Diese grossen Umbauarbeiten forderten von allen, vom Verwaltungsrat bis zum Kabinenpersonal, und insbesonders den mit der Ausführung beauftragten Firmen alles ab, musste doch der normale Betrieb parallel dazu meistens aufrecht erhalten werden. Das Vorhaben, das in erster Linie der seilbahntechnischen Erneuerung zu dienen hatte und keine Erweiterung des Pistenangebots am Gemsstock brachte, forderte einen Gesamtaufwand von rund 25 Millionen Franken, ein gewaltiger Betrag! Hinzu kam, dass gerade in dieser Zeit die Darlehens-/Kredit- zinsen Höchststände erreichten, was dem Unternehmen in den folgenden Jahren schwer zu schaffen machen sollte. Nebst der Finanzierung durch die Banken wurden 1989 5 600 neue Inhaberaktien zu Fr. 500.– = 2.8 Mio. Franken öffentlich aufgelegt. Ein Bankenkonsortium mit der Urner Kantonalbank und der damaligen Volksbank Willisau übernahm diese Aktien fest und bot sie zur Weiterzeichnung an. Die Korporation Ursern engagierte sich auch am Gemsstock wie in den Skigebieten Nätschen/Gütsch und Winterhorn stark und übernahm für 840 000.– Franken Aktien.
Fusion mit der Sportbahnen Andermatt-Nätschen AG (SANG) zur Andermatt Gotthard Sportbahnen AG (AGS) im Herbst 1998
Die Aktionäre der LAG und SANG hiessen auf Antrag der beiden Verwaltungsräte an den Generalversammlungen vom 31. Oktober 1998 den Fusionsvertrag vom 19./21. August 1998 zwischen den beiden Gesellschaften diskussionslos gut. Der Zusammenschluss sollte nicht nur Synergien schaffen, sondern auch die unternehmerische Effizienz wesentlich verbessern. Zudem wollte man damit auch wertvolle Arbeitsplätze längerfristig sichern und die wirtschaftliche Zukunft positiv beeinflussen Aus Zweckmässigkeit hatten die beiden Parteien die Form einer Uebernahme der Aktiven und Passsiven der SANG durch die LAG gewählt.
Ausblick und Dank
Die Andermatt – Sedrun Sport AG (ASS) hatte bekanntlich vor der Generalversammlung der AGS vom 29. September 2012 aufgrund ihres zustande gekommenen Angebots die Aktienmehrheit der AGS mit ca. 96% übernommen. Seit diesem Zeitpunkt ist die ASS auch verantwortlich für das Skigebiet am Gemsstock. Es ist zu hoffen, dass trotz dem geplanten Zusammenschluss der beiden Skigebiete Andermatt und Sedrun über den Oberalppass der nicht nur landesweit sondern auch international bekannte Gemsstock seinen „Ruf“ und „Stellenwert“ behält, den er seit 50 Jahren hat, nämlich als einmaliger, majestätischer Skiberg! Dieser Bericht ist lediglich als kurze Darstellung der Geschehnisse rund um die Gemsstockbahn gedacht. Es wäre wünschenswert, wenn die vollständige Geschichte von der neuen Gesellschaft in einer Festschrift aufgezeichnet würde. Die Initianten, Gründer, Aktionäre aber auch die Betreiber der Anlagen über all die Jahre hinweg hätten es verdient!
Als einer der wenigen, der seit 50 Jahren am Gemsstock Ski fährt, möchte ich persönlich aber auch im Namen der zahlreichen Gemsstock-Fans allen für den damaligen Mut und das grosse Engagement über die vielen Jahre hinweg danken. Ihr Einsatz hat sich bestimmt gelohnt!
Quellenhinweis:
– „Gemsstock und LAG – eine Erfolgsstory“: von Hans Danioth, August 1998
– Geschäftsberichte LAG/AGS
– Talarchiv Ursern
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